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Kadyrow und Prigoschin: Die Radikalen machen Druck

Explizite Unterstützung bekam Kadyrow von Jewgeni Prigoschin, der als Chef der Söldnertruppe Wagner ebenfalls über eine Privatarmee verfügt. “Richtig so, Ramsan!”, ließ Prigoschin über das russische Facebook VK Kontakte mitteilen. “Wir sollten diese Wichser mit Maschinenpistolen an die Front schicken, und zwar barfuß.” Der Kreml hat sich bislang nicht direkt zu der Kritik von Kadyrow und Prigoschin geäußert, dafür meldete sich am Mittwoch der gescholtene Generaloberst zu Wort.

“PR-Schlacht zwischen Kommandeuren”

Auf Telegram veröffentlichte Alexander Lapin eine Reihe von Fotos, die in einer russischen Stellung in der Ukraine entstanden sein sollen. Sie zeigen Lapin im Kreise seiner Soldaten und als fähigen Militärführer, der gebückt über Landkarten die nächsten Angriffe plant. Die Bilder sind wohl als Reaktion auf die Kritik von Kadyrow und Prigoschin zu verstehen, der Militärhistoriker und Russlandkenner Rob Lee sprach gar von einer “PR-Schlacht zwischen russischen Kommandeuren”:

Der Kreml versucht offenbar, in dem Konflikt zwischen ambitionierten Feldherren und etablierten Militärs einen Mittelweg zu finden: “Putin hat Kadyrow und Prigoschin für ihre Attacken auf Lapin nicht bestraft, sondern schiebt die Schuld für die russische Niederlage in der Region Charkiw stattdessen auf Lapins Vorgänger, den kürzlich gefeuerten Generaloberst Schurawljow”, schreiben die Fachleute der US-Denkfabrik “Institute for the Study of War” (ISW). “Kadyrow und Prigoschin vertreten eine stärker werdende Gruppe innerhalb der Streitkräfte, die das traditionelle Kriegsverständnis der Armeeführung infrage stellt.” Der Fall von Lyman habe die Spannungen zwischen Radikalen und Gemäßigten in der Armee weiter angefacht, so das ISW.

Kadyrow und Prigoschin vertreten die Radikalen

Ähnliches berichtet das russische Investigativmagazin “meduza”, dem zufolge Kadyrow und Prigoschin mit ihrer Kritik auf den Sturz von Verteidigungsminister Sergei Schoigu zielen. Kadyrow und Prigoschin gehörten zum radikalsten Flügel der “Kriegspartei”, jenem Teil der Moskauer Eliten, die eine weitere Eskalation des Krieges fordern, schreibt “meduza”. Tatsächliche kritisierte Kadyrow am Wochenende nicht nur die russische Armeeführung, sondern forderte zugleich den Einsatz von Atomwaffen gegen die Ukraine.

Jewgeni Prigoschin (l.) und Ramsan Kadyrow bei einem Treffen in Grosny voriges Jahr: “Putin ist dringend auf Kadyrowiten und Wagner-Söldner angewiesen”. (Quelle: Küper Martin)

Allerdings kommt die harsche Kritik von Kadyrow und Prigoschin selbst bei Kriegsbefürwortern nicht immer gut an. Der bekannte russische Kriegsblogger und Nationalist Igor Girkin beispielsweise nahm Lapin auf Telegram in Schutz und kritisierte seinerseits Kadyrow und Prigoschin. Diese würde nun offen um die Macht kämpfen, so Girkin. “Kriegsblogger, die Kadyrow und Prigoschin vorher noch stets gelobt hatten, stehen den Silowiki nun skeptischer gegenüber und werfen ihnen Selbstsucht vor”, schreibt das ISW. Silowiki werden im Russischen Menschen mit viel Geld und Nähe zur Macht genannt.


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